Foto: Fisker
Originalbericht von Claudia Otto, publiziert am 25.09.2024 in „JUVE Magazin/Österreich“:
https://www.juve.de/oesterreich/glaeubiger-setzen-bei-fisker-sanierung-auf-oesterreichische-und-us-kanzleien/
Von Claudia Otto
Mit mehr als 3,78 Milliarden Euro an Forderungen ist es nach Signa eine der größten Insolvenzen der österreichischen Wirtschaftsgeschichte und bei Weitem die größte, die es in der Steiermark je gab. Der US-amerikanische Autobauer Fisker hat nun einen Sanierungsplan für seine österreichische Tochter vorgelegt.
Diesen nahm das Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz (LGZ) an. Er sieht die gesetzlich vorgeschriebene Mindestquote von 20 Prozent für die Gläubiger vor. Unter dem Vorbehalt etwaiger Rechtsmittel wird der Sanierungsplan Anfang Oktober 2024 rechtskräftig.
Großgläubiger Magna
Der E-Auto-Spezialist Fisker ließ bei Magna in Graz das vollelektrische Fahrzeug ‚Ocean‘ herstellen. Geplant waren 2023 rund 40.000 Autos, tatsächlich waren es aber nur 10.193, so Fisker Ende Februar in einer Pressemitteilung zum Geschäftsjahr 2023. Für 2024 plante das Unternehmen damals noch mit maximal 22.000 Fahrzeugen.
Seit Mitte März ist die Produktion gestoppt, der Auftragshersteller Magna bezifferte den Effekt auf seine Einnahmen für 2024 auf rund 400 Millionen US-Dollar. Das Unternehmen strich deshalb eine Schicht, mehr als 900 Mitarbeitende mussten zwischenzeitlich gehen.
Der Autobauer Fisker mit Hauptsitz in Los Angeles steckt auch insgesamt in der Krise, in den USA ist ein Insolvenzverfahren nach Chapter11 anhängig.
Sanierungsverwalter
Kaan Cronenberg & Partner (Graz): Philipp Casper, Georg Wielinger (Sanierungsverwalterstellvertreter)
Aschmann & Pfandl (Graz): Barbara Schmid (Sanierungsverwalterstellvertreterin)
Klein Wuntschek & Partner (Graz): Laura Wuntschek-Hörtler (Sanierungsverwalterstellvertreterin)
Schuldnervertreter Fisker
Schönherr (Wien): Miriam Simsa (Federführung); Associates: Hannah Fadinger, Felix Loweit, Christian Cacic (alle Restrukturierung; letztere beide Rechtsanwaltsanwärter)
Inhouse (Recht; München): Claus-Peter Kiehl (Senior Legal Counsel)
Berater Fisker USA
Graf Isola (Graz): Dr. David Seidl (Federführung), Stefan Weileder; Associate: Katharina Weiß (alle Insolvenzrecht)– aus dem Markt bekannt
Davis Polk & Wardwell (New York): Brian Resnick (Federführung), Darren Klein; Associates: Richard Steinberg, Amber Leary (alle Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt
Berater CVI Investments und Heights Capital Management
E+H Rechtsanwälte (Wien): Dr. Marcus Benes, Dr. Christian Jöllinger (beide Federführung), Karoline Hofmann, Dr. Laurenz Liedermann, (alle Restrukturierung), Mario Spanyi (Konfliktlösung), Dr. Christopher Engel (Corporate/M&A); Associates: Sandra Leutl, Rene Renner, Alexandra Stadlober (Corporate/M&A; letztere beide Rechtsanwaltsanwärterinnen)
White &Case (New York): Scott Greissman (Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt
Berater Magna
Binder Grösswang (Wien): Gottfried Gassner (Federführung; Restrukturierung), Ingeborg Edel (Konfliktlösung) – aus dem Markt bekannt
Weil Gotshal & Manges (New York): Garrett Fail (Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt
Berater Offical Committee of Unsecured Creditors
Morrison & Foester (New York): Lorenzo Marinuzzi, Doug Mannal, Oksana Lashko, Benjamin Butterfield (alle Restrukturierung), Alex Lawrence (Litigation)
Schindler (Wien): Dr. Clemens Schindler, Martin Abram
Berater IAC
Jones Day (Frankfurt): Dr. Johannes P. Willheim; Associate: Sebastian Schwab (beide österreichisches Recht, Konfliktlösung)
Hintergrund
Die Grazer Kanzlei Kaan Cronenberg gehört zur erweiterten Marktspitze in der Steiermark. Casper und Wielinger sind insbesondere in der Verwaltung großer Insolvenzverfahren erfahren, und waren zuletzt auch im Fall von SFL Technologies als Verwalter bestellt.
Schönherr wurde im Zuge der Restrukturierung erstmals für Fisker tätig und kam über die US-Kanzlei Davis Polk & Wardwell ins Mandat. Als klar war, dass es auf eine Insolvenz hinaus läuft, schränkte Schönherr in Abstimmung mit Fisker und Davis Polk ihr Mandat auf die österreichische Fisker GmbH ein und empfahl Graf Isola für Fiskers US-Gesellschaft.
E+H arbeitet seit Langem regelmäßig mit White & Case zusammen und kam darüber ins Mandat der Großgläubiger CVI Investments und Heights Capital. Neben der insolvenzrechtlichen Beratung war E+H auch mit der Strukturierung und Verhandlung einer Unterstützungsvereinbarung zwischen den Hauptgläubigern der Fisker GmbH betraut. Dabei wurde das österreichische Insolvenzverfahren mit dem Reorganisationsverfahren nach Chapter 11 der in Konkurs befindlichen Muttergesellschaft in den USA verknüpft.
Binder Grösswang ist gemeinsam mit Weil Gotshal für die weitere Großgläubigern Magna tätig. Die österreichische Kanzlei gehört zu den regelmäßigen Beratern des Unternehmens.
Das Komitee der unbesicherten Gläubiger vertraut in den USA auf Morrison & Foester und zum österreichischen Recht auf die Wiener Sozietät Schindler.
Diverse internationale Autozulieferer zogen Baker McKenzie heran, federführend berät hier der Wiener Finanzierungspartner Dr. Robert Wippel.
Jones Day hat mehrere europäische Gruppengesellschaften der International Automotive Components Group (IAC), die Autoteile an die Fisker GmbH geliefert haben, als Gläubiger vertreten.